ENTARTUNGEN

I 79.2
Anders sind Entartungen zu beurteilen, die sich in einer abnormalen Betätigung in geistiger oder psychischer Hinsicht be­merk­bar machen.
Geistige Störungen sind meist verursacht durch einen Fehler in der Entwicklung der Organe. Ist das Gehirn nicht richtig ent­wickelt, so kann der gesündeste Geist nicht normal seinen Willen kundtun, die Impulse gelangen nicht in der gewünsch­ten Stärke an die Seele und diese ist nicht imstande, die Organe, die von der entar­teten Gehirnpartie betroffen sind, zur Tätigkeit anzuregen.

III 20.4ff
Trotzdem müsste in jedem Fall der Versuch unternom­men werden, einem solcherart abwegig veranlagten Menschen den rechten Weg zu weisen durch gütiges Einfühlen in den unver­schuldeten Zustand, eine An­passung an die herrschenden Lebensformen zu ver­mitteln. Nicht Verachtung und Geringschätzung oder sogar Ausschluss aus der mensch­lichen Gesell­schaft, sondern hilfreich mit Verstehen und Verzeihen und einem gründlichen Unter­richt auf sozialer und geistiger Ebene. Nur gute Behand­lung kann solche Verfehlungen beseiti­gen helfen und dem Menschen das Tor öffnen zu einer besseren Zukunft. Unschuld muss dabei der Grund­gedanke und unendliche Geduld nur kann Hilfe sein.
Ich will nun von anderen Dingen sprechen, die innig damit in Zusammenhang stehen. Es ist die Ansicht über die Verfehlungen auf dem Gebiet des Liebes­lebens.
Nicht nur in den oben geschilderten Verhält­nissen sind, wie wir wissen, solche möglich und häufig zu finden. Nein, leider auch in Kreisen der zivilisierten Welt.
Die Menschen haben sich noch zuwenig Gedanken darüber gemacht, wozu und warum Zu- und Ab­neigung im Leben eine Rolle spielen. Ihr Liebesleben ist eine nach ihrer Auffassung notwendige Grundlage für eine normale Exi­stenz, und ein Mensch, der das Triebleben meidet und sich auf rein geistiger Ebene bewegt und bewährt ist ihrer Meinung nach abnormal veranlagt und entbehrt des Schön­sten, was das Leben zu bieten hat.
Es ist ein grosser Irrtum und ein Glück, dass es nicht so ist und die Menschen, die keinen Sinn für diese mate­rielle Form der Liebe zeigen, oft die viel weiter fortgeschritte­nen sind als alle anderen.
Das birgt wohl auf den ersten Blick einen Widersinn in sich, denn es muss eine materielle Liebe geben, damit die Fortpflanzung der Menschheit gesichert und die immer wieder­kehrende Inkarnation möglich ist. Damit bin ich am Kern des Problems angelangt.
Die Fortpflanzung ist der grundlegende Sinn der Ver­einigung zweier Menschen, aber ohne reine Liebe zueinander steht sie unter keinem guten Stern.
Es ist ein Irrtum, dass der Begriff „Liebe” auf alle rein triebhaft gelenkten Vereinigungen angewendet wird. Die Menschen müssten in erster Linie neue Begriffe und Bezeichnungen finden, die den Unter­schied zu der - wie ich schon zu Beginn meiner Schriften ausgeführt habe - allumfassenden Liebe deutlich machten. Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht, und deshalb folgt einer triebhaften Vereinigung meist bittere Enttäuschung. Wenn es nur Leere ist, die der Mensch nachher empfindet, dann ist es noch gut, denn Leere empfindet jeder, wenn er ehrlich sein Gewissen erforscht. Gibt er sich mit dieser naturgemässen Leere nicht zufrieden, so sucht er nach Steigerung im Genuss und nach Abwechslung. Das führt aber zu immer grösserer Unzufriedenheit, weil niemals in dieser Richtung die wahre Befriedigung gefunden werden kann.
Nur wenige sind so klug, dass sie sich mit der Erkenntnis zufrieden geben, dass Genuss aus triebhafter Liebe niemals zum Glück oder etwa zum Fortschritt beiträgt.
Manche suchen den Fehler oder Mangel beim Partner oder bezichtigen sich selbst eines ihrer Meinung nach so unverzeihlichen Man­gels. Solche Menschen leiden dann mehr als andere, da sie es auch nicht wagen, darüber zu sprechen und sich einem Menschen oder Arzt anzuvertrauen.

III 32.3ff
Es ist das grosse Kapitel der Entartungen, die von einer Vererbung herrühren und nicht erst durch äussere Ein­flüsse im Laufe des Erden­daseins entstanden sind.
Ich möchte dabei mit solchen Erscheinungen beginnen, die in gleicher Weise schon bei den Eltern festgestellt wurden und durch geeigne­te Behandlung oder Operation nicht beseitigt werden konnten oder wegen Leichtsinn in der Lebensauffassung nicht zur Kenntnis eines dafür zuständigen Arztes gebracht wurden.
Es sind Leiden, die durch körperliche Minder­wertigkeit, Unterentwick­lung oder Fehlent­wicklung von Organen, insbesondere des Ge­hirns, entstehen.
Dazu gehört in erster Linie die Epilepsie, eine Krank­heit, deren Symptome eindeutig erkennbar in jedem Fall ungefähr dieselben sind und die jeder Nervenarzt und Psychiater genau kennt. Die Anfälle, die mit diesem Leiden zusammenhängen, kommen ganz unvorher­gese­hen und ohne einen sichtbaren oder greif­baren Anlass. Sie lassen sich daher auch so lange nicht vermeiden, solange nicht im Zustand eines Anfalles ein Arzt zu­gezogen wird. Da nach Aufhören der krankhaften Erscheinungen der Patient sich wieder einiger­massen ungehemmt bewegen und betätigen kann, fällt das Bedürfnis, sich einer ärztlichen Behandlung zu unter­ziehen in den meisten Fällen weg. Nur dort, wo die Umgebung unter diesen Erschütterungen - denn als solche muss man die krank­haften Erscheinungen be­zeichnen - zu leiden hat, sie miterleben und hilflos ansehen muss, da ist es wohl zu erreichen, dass solche Menschen in die ent­sprechende Betreu­ung gebracht werden.
Sie sind in der Mehrzahl heilbar, wenn recht­zeitig eingegriffen wird und sind dann für eine normale, gesunde Fortpflanzung keine ernste Gefahr mehr.
Sehr oft findet man aber schon im Kindesalter solche Erscheinungen. Es ist dann unbe­dingt der Rück­schluss auf die Eltern zu ziehen, denn sie sind es, die für die Entartung ver­antwortlich gemacht werden müssen.
Ich will damit auf das Problem der Verhütung und der Verantwortung zu sprechen kommen, welches Kapitel viel zuwenig beachtet wird und dem schon bei der Erziehung der heranwach­senden Jugend ein grösseres Augenmerk gewidmet werden müsste.
Es wird wohl die Zeit kommen, in der man der recht­zeitigen Verhütung von Krankheiten und Entartungen auch in der Wissenschaft einen weiteren Raum geben wird, als es heute noch der Fall ist. Es genügt nicht, nur dann zu warnen, wenn der Arzt zufällig Kenntnis von solchen Leiden bekommt, sondern allgemein muss auf diesem Gebiet eine Verpflichtung zu ständigen Kon­trollen geschaffen werden, so wie sie heute für ver­schiedene Infektions­krankheiten üblich sind.

III 34.7f
Noch aus einem anderen Grund habe ich von dieser Krankheit gespro­chen. Sie gehört zu denen, die sich unter allen Umständen auf die Nachkommen vererben und damit ihre Fehlent­wicklung fortpflanzen und meist noch in viel stärkerem Masse zur Auswirkung bringen. Ent­standen ist ein solches Leiden - wie man von anderen Krankheiten auch zu sagen pflegt - aus den Sünden der Väter, oft aus Ver­bindungen zwischen ungleich entwic­kelten Individuen, die zuwenig Sorgfalt bei der Wahl ihres Part­ners aufgewendet haben.

III 72.4f
So muss man immer wieder die Grundursachen suchen für alle Ent­artungen, ob sie nun im einzelnen Menschen oder in der Masse der Völkerschaften auftreten. Sie liegen nicht im Wesen des Einzelnen, sondern im Unrecht, das von aussen auf den Menschen zukommt und das bekämpft wird nach Massgabe der geistigen Reife und Entwick­lung.
Nicht immer sind die Schuldigen unter den zu gleicher Zeit Lebenden zu suchen, es sind die Folgen vieler Fehlgriffe in der Vergangenheit zu suchen und muss nur richtig mit ihnen aufge­räumt werden.



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Verwendete Textstellen aus Mediale Schriften, Dr. Karl Nowotny, Band I-VI

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Verwendete Textstellen aus Mediale Schriften, Dr. Karl Nowotny, Band I-VI

I 79.2 / III 20.4ff, 32.3ff, 34.7, 72.4f