Inhaltsverzeichnis

GEISTIGE STÖRUNG

URSACHEN

VI 20.4ff
Ich sagte schon einmal, dass jedes Wesen nach seinem Abschied von der materiellen Welt mit allen Fehlern und Irrtümern herüberkommt und die Möglichkeit hat, an sich und seinem Werdegang weiter zu arbeiten, zu lernen und vorwärts zu kommen, bis es wieder den Wunsch hat, neu­erdings im Irdischen zu inkarnieren.
Vielfach wollen aber noch unbelehrbare Wesen den Zu­sammenhang mit der materiellen Welt nicht aufgeben, wollen aus den verschiedensten Gründen den Kontakt mit den Menschen aufrecht halten, ohne zu wissen, dass sie sich damit in hohem Masse schaden können.
Die Beweggründe dafür sind dieselben, wie wir sie im Zusammenleben auf der Erde finden können. In erster Linie ist es der Irrtum, es könne die Besitzergreifung eines fremden Körpers die gleichen Lebensäusserungen ermöglichen wie für eine durch die Inkarnation bereite­te Wohnstatt. Abgesehen von den Ausnahmen, die zu besonderen Aufgaben die Kontakte mit den Menschen pflegen dürfen, ist es immer dieser Irrtum, der zu sol­chen Fehlhaltungen führt.
Nicht immer sind es böse Absichten, Bosheit, Rachsucht oder rein egoistische Motive, die dazu verleiten, auch wohlgemeinte, gute Absichten, Hilfsbereitschaft oder der Wunsch, Versäumtes nach­zuholen, können die Triebfe­der sein. Wir müssen nun bedenken, dass es so viele Möglichkeiten gibt, dass es schier unmöglich er­scheinen muss, eine vollkommene Aufzählung aller Ge­gebenheiten vor­zulegen.
In jedem Fall muss untersucht werden, wo die Ursachen zu suchen sind und welche Mittel oder welche Methode ange­wendet werden müssen oder können, um die Ord­nung wieder herzustellen, die vor einer solchen Störung herrschte.
Es ist ein weites Gebiet, das betrachtet werden muss. Einmal ist zu beachten, dass die Ursache für eine gei­sti­ge Störung - so will ich den Einfluss fremder geisti­ger Kräfte auf den Menschen bezeichnen - sowohl bei dem jenseitigen als auch bei dem diesseitigen Wesen liegen kann, dass also das jenseitige Wesen allein die Schuld trifft, oder aber die Störung durch das Entgegenkommen oder den Wunsch des inkarnierten Wesens zustande kommt.
Unkenntnis, Schwäche und böser Wille, alle Eigen­schaften, die auch den Menschen kennzeichnen, sind es, die die Zusammenwirkung herbeiführen können. Es gibt wohl nicht zwei Fälle, die als gleich bezeichnet werden können, wenngleich die Ursachen und konkrete Ereig­nisse übereinstimmen.
Ein Beispiel dafür ist die Trennung durch den Tod, die die Betroffenen nicht ertragen zu können vermeinen, und das Aneinanderfesthalten. Aber auch da unter ver­schie­densten Aspekten. In einem Fall weiss der Hinüber­gegan­gene noch nicht, dass er die irdische Welt verlas­sen hat, in einem anderen glaubt der Zurückge­bliebene, nicht ohne den Verstorbenen leben zu können; noch ein anderer sucht Lenkung und Führung im täglichen Leben, und endlich will ein Abgeschiedener noch seine Ge­wohnheiten im Irdischen fortsetzen und hängt sich dazu an denjenigen, der ihm im Leben am nächsten stand oder an ein Wesen, das seinen Absichten gern entge­genkommt und bereitwillig die Tür öffnet.
Aber nicht allein Bereitwilligkeit ist oft die Anzie­hungskraft, sondern Schwäche und Mangel an Wider­stands­kraft. Die Ursachen sind also so mannigfaltig, dass es zweckmässig erscheinen muss, bei der Suche und Feststel­lung derselben äusserst vorsichtig zu sein.
Gute Taten sind sehr wohl den Absichten eines irdi­schen Menschen und seinem freien Willen zuzuschrei­ben, ebenso aber auch böse Taten. In wie vielen Fällen, sowohl im Guten wie im Bösen, jenseitige Kräfte mit­beteiligt oder allein verantwortlich sind, das festzustellen und zu ergründen ist in den meisten Fällen unmöglich oder wird - da nicht zu beweisen - einseitig beurteilt.
In der Zeit der animistischen Lebensauffassung kann es nicht anders sein, da alle Regungen und Taten, die ein Mensch an den Tag legt, ihm allein zu­geschrieben wer­den.
In ganz krassen Fällen, bei denen das Verhalten eines Menschen seinem im allgemeinen bekannten Wesen weitge­hend widerspricht, ist man bereit, von Besessen­heit zu sprechen. Man begeht nur den grossen Fehler, dass man diese unter die Geisteskrankheiten einreiht, und damit jede Möglichkeit der Befreiung unmöglich macht.
Die Wechselwirkung zwischen jenseitigen und diesseiti­gen Kräften muss die Grundlage bilden für alle weiteren Betrachtungen, damit die Menschen lernen, durch rich­tige Einstellung zu diesen Fragen eine Haltung zu fin­den, die es ihnen ermöglicht, ihre Wünsche und Offen­heit für Nutzung geistiger Kräfte unter Kontrolle zu haben und die Grenzen zu erkennen, die geboten sind in der Befassung und aktiven Betätigung auf diesem Ge­biet.

I 79.2f
Geistige Störungen sind meist verursacht durch einen Fehler in der Entwicklung der Organe. Ist das Gehirn nicht richtig ent­wickelt, so kann der gesündeste Geist nicht normal seinen Willen kundtun, die Impulse gelangen nicht in der gewünsch­ten Stärke an die Seele und diese ist nicht imstande, die Organe, die von der entar­teten Gehirn­partie betroffen sind, zur Tätigkeit anzuregen.
Eines muss an dieser Stelle gesagt sein: Es wird niemals ein krankes Geistwesen inkar­niert. Im Jenseits gibt es keine Krankheit und keine Entartung, es gibt nur mehr oder weniger hoch entwickelte Geister.

VI 68.3f
Störungen, die der Mensch selbst verursacht, ich meine bewusst durch den Wunsch nach einer aktiven Kontakt­nahme aus irgendeinem Grund, können zu schweren Störungen führen, ein Anziehen negativer Kräfte durch eigene negative Gedanken dagegen meist nur eine Stei­gerung der eigenen Vorstellung. Die Verursachung ist nicht immer leicht erkennbar, der Kampf dagegen und die gewünschte Befreiung individuell verschieden, aber stets auf der Grundlage einer richtigen Erfassung der Zusammenhänge und ich möchte sagen der Abhängig­keit vom geistigen Bereich.
Wir müssen also unterscheiden zwischen dem Einfluss von geistigen Kräften als positive oder negative Strahlen aus der geistigen Sphäre und positiven oder negativen Verbindungen zu ausserirdischen Geistwesen.

VI 97.3
Die Ursache für eine geistige Störung beruht - ich möchte sagen - stets auf Irrtum. Für jeden einzelnen Fall trifft dies zu, auch dann, wenn eine Störung wie ein Blitz aus heiterem Himmel sein Opfer befällt.

KATEGORIEN DER GEISTIGEN STÖRUNGEN

V 126.2
Geistige Störungen haben stets einen bestimmten Aus­gangspunkt. Ein solcher kann im materiellen Bereich liegen, aber auch rein auf geistiger Ebene.

V 59.3ff
Wir können zwei Gruppen unterscheiden: solche, die ohne Zutun des irdischen Menschen über ihn kommen und solche, die er selbst durch unrichtiges oder schuldhaftes Verhalten ermög­licht oder sogar selbst wünscht.
In der geistigen Sphäre befinden sich Wesen jeglicher Entwicklungsstufe, wobei ich Stufe nicht als näher oder weiter entfernt von der materiellen Welt verstanden wissen will.
Es ist eine unrichtige Interpretation des Jen­seits, wenn man annimmt, dass reifere oder sehr hochentwickelte Wesen eine Verbindung zur irdi­schen Welt ablehnen und sich - wie man sagt - in höheren Sphären aufhalten. Gerade sie sind es, die erkennen, wie sehr die im Irr­tum verfangene Menschheit ihre Hilfe benötigt und die bestrebt sind, einzugreifen, wo immer es ihnen erlaubt und geboten wird. Sie sind nur in den seltensten Fällen gewillt, Besitz zu ergreifen und sich medialer, im Gleichklang mit ihrer eigenen Strahlung befindlicher Erdenbürger zu bedienen, um ihre Warnungen, ihr Wissen und ihre Hilfe zu vermitteln.
Es bedarf dazu einer besonderen Erlaubnis, womit ich Gesetzmässigkeit meine, die im Geistigen herrscht und die jeder genauso versteht und erkennt, wie der Mensch im Irdischen weiss, was erlaubt ist und was nicht.
Eine Verbindung zu solchen Wesen kommt nicht ohne Zutun des Mediums zustande, sie muss von diesem gewollt sein aus eigenem freien Willen und nicht unter Zwang.
Diese Verbindungen sind selten und nur dann von Wert, wenn sie - wie gesagt - erlaubt und dem Dienst an der leidenden Menschheit geweiht sind. Sie sind es nicht, von denen ich sprechen will, denn Menschen, die sich solchen Aufgaben hinge­ben, bedürfen keiner Hilfe, so­lange sie das rechte Mass finden und imstande sind, ihre Wil­lensfreiheit zu wahren.
Ich wollte damit aber andeuten, dass nicht nur minder entwickelte Wesen sich noch an der Ent­wicklung und dem Fortschritt der in der materiel­len Welt Lebenden betei­ligen und helfen wollen.
Die Einflüsse können aus jeglicher geistigen Sphäre kommen, daher ist es nicht richtig, jeden störenden Einfluss als etwas Böses und Abwegiges anzunehmen.
Die Auswirkung ist je nach der Beschaffenheit der sich verbindenden Wesen sehr verschieden, es gibt wohl kaum zwei Fälle, die man als vollkommen über­ein­stimmend bezeichnen könnte.
Es wird eine Reihe von Abhandlungen erfordern, wenn wir nur die grundlegendsten Regeln für die Beurteilung von geistigen Störungen finden wollen.
Wenn also kein Grund zu der Annahme vorliegt, dass der Mensch in irgendeiner Weise die Belastung selbst her­bei­geführt hat, so darf angenommen werden, dass der störende Einfluss von aussen - möchte ich sagen - auf ihn gekommen ist.
Aus der Art und Weise des störenden Einflusses, aus der Reaktion des Betroffenen und seinem Gehaben, seinen Worten können oft eindeutige Schlüsse gezogen werden.
Wir wissen, dass der Mensch im materiellen Bereich man­nigfachen Einflüssen im Laufe seiner Entwick­lung und seines ganzen Lebens ausgesetzt ist oder im guten Sinn ihrer teilhaftig wird.
Wie schwer ist es oft, sich solchen Einflüssen zu ent­ziehen im schlechten Sinn und sie als wertvoll zu ak­zeptieren im guten Sinn, obwohl uns alles vor Augen liegt und wir nach eigenem freien Willen entscheiden sollen, in welche Richtung wir uns wenden wollen.
Wie ein Kind als unumstösslich richtig annimmt, was ihm das Vorbild der Eltern vermittelt, so lässt sich der Mensch von Eingebungen leiten, wenn er der irrigen Auffassung verfallen ist, dass das, was vom geistigen Bereich gegeben wird, nur gut sein kann.
Wie ein Kind sich im Laufe der Zeit vom Einfluss der Eltern löst und seinen eigenen freien Willen zu nutzen lernt, so muss jeder Mensch auch in bezug auf geistige Einflüsse seinen freien Willen ins Feld führen.
Ich habe dies vorweggenommen, obwohl es eher zu dem Kapitel „Befreiung“ gehören würde. Ich will aber damit bemerken, dass es nicht immer als krankhaft erscheinen­de Wesensveränderung gelten muss und solche Störungen auch ohne Zutun eines Dritten beseitigt werden können.
Es ist das Alltägliche, dass der Mensch sich mit aller­lei Problemen konfrontiert sieht, die ihm oft kaum erklärbar entgegentreten und seinen normalen Werdegang behin­dern. Es ist dann nicht immer sein eigenes Denken und Tun schuld daran, aber er kann eine Abwehr dagegen suchen und wird sie stets finden, wenn er mit Selbst­ver­trauen und klarer Überlegungskraft ans Werk geht.
Mehr, als ihr denkt, sind fremde geistige Kräfte die Ursache für Zweifel und Mutlosigkeit, für Versagen und Mangel an Selbstvertrauen. Darum soll man nicht gleich fertig sein mit seinem Urteil über die Unvollkommenheit seiner Umgebung, und niemals soll von vornherein der Mensch für jede seiner Handlungsweisen selbst ver­ant­wortlich gemacht werden.
Ihr könnt nicht sehen, wie tief die Einflüsse der gei­sti­gen Welt reichen und müsst euch stets bewusst sein, dass auch ihr nur einen kleinen Schritt nach oben zu tun imstande seid in einem noch so langen irdischen Leben.
Die Störungen aber, von denen ich sprechen will, sind solche, dass sie im irdischen Sinn Abnormität und Krank­heit erzeugen. Das ist dann vor allem der Fall, wenn der Mensch in seinem eigenen Denken behindert, fehlge­leitet oder sogar voll­kommen ausgeschaltet wird.
Es ist zum Beispiel wohl bekannt, dass Verbunden­heit mit Verstorbenen noch mehr oder weniger lang und in ver­schiedenster Weise möglich ist.
Geistwesen, die den irdischen Bereich verlassen haben, ohne über den weiteren Gang der Entwick­lung informiert worden zu sein, suchen nach Halt und Hilfe und klam­mern sich an ihre Hinterbliebe­nen. Je nach der Intensität der Angstgefühle und Hilferufe erzeugen sie Trauer und unablässigen Kummer, bis sie erkennen, wo ihr Weg geht, und von ihren Opfern lassen.
Darum ist die Auffassung, dass die Zeit allein die Wun­den heile, berechtigt, solange die Menschheit in Unwis­senheit das geistige Leben minder bewer­tet.
Schlimmer ist es für den irdischen Menschen, wenn ein Abgeschiedener die wahren Zusammenhänge nicht erfasst und glaubt, um jeden Preis seinen gelieb­ten Wesen im Irdischen helfen zu müssen. Wie zahlreich diese Fälle sind, davon könnt ihr euch keine Vorstellung machen, und es ist deshalb höchste Zeit, die Aufklärung in diesen Belangen zu betreiben und nicht dem Irrglauben das Wort zu reden, die Trennung durch den Tod bedeute die absolute Lösung der Verbundenheit.
Nur das Wissen um diese Zusammenhänge kann zu einer vernünftigen Auffassung und Bewältigung ungerecht­fer­tigter Trauer führen. Es ist das Recht jedes Individu­ums, einen Verlust zu bewei­nen, aber es müssen und können Grenzen gefunden werden, die dem weiteren Ver­lauf des Lebens keinen Abbruch tun.
Solange nur übermässige Trauer den Hinterbliebenen quält, ist es noch kein Unheil. Wenn aber der Konnex soweit geht, dass der irdische Mensch der Über­zeugung ist oder zu der Überzeugung gebracht wird, dass er ohne den Abgeschiede­nen nicht leben könne und an Selbst­mord denkt oder ihn ausführt, dann darf mit Sicherheit an­genommen werden, dass es nicht der eigene freie Wille war, der dazu verleitete, sondern die -ich möchte sa­gen- magi­sche Kraft des Jenseitigen, der seinen Einfluss geltend machen konnte. Dies natürlich besonders leicht, weil der Hinterbliebene ihm mit seinen Gedanken ent­gegenkam und Tür und Tor öffnete.
In den seltensten Fällen ist sich der Selbst­mörder dieses Einflusses bewusst und wird, sofern der Versuch miss­lang, alle möglichen Ursachen ins Feld führen, nur nicht den wahren Grund erkennen.
Wird das belastende Wesen aber nach diesem Fehlschlag nicht zur Vernunft gebracht oder erkennt es nicht selbst sein Fehlverhalten, so können sich die Versuche immer wieder wiederholen und so die Diagnose der schwe­ren Depression oder Schizophrenie als gerechtfertigt er­scheinen lassen.

V 70.6
Die Tatsache, dass solche Menschen nicht ununter­bro­chen solchen Stimmungen unterworfen, sondern zeitwei­se frei und völlig normal ihrer fünf Sinne mächtig sind, lässt den eindeutigen Schluss zu, dass es sich nur um eine Störung und nicht um Geisteskrankheit handeln kann.

BEFREIUNG VON GEISTIGEN STÖRUNGEN

V 98.3ff
Nur durch richtiges Einfühlen in den Patienten, durch Verstehen und Verzeihen wird der Arzt das Vertrauen gewinnen und die Zunge lösen.
Nur selten sind die Menschen in der Lage, selbst zu erkennen, dass und von welcher Kraft sie belastet sind. Entweder wollen sie sich nicht davon befreien oder sie werden von einer negati­ven Kraft daran gehindert; oder sie können es nicht, weil die fremde Kraft ihre Wil­lens­impulse blockiert.
Nicht wollen und nicht können setzt Gedanken­arbeit voraus. Sie muss gelenkt und beieinflusst werden, damit der eigene Wille geweckt oder von der fremden Hem­mung befreit wird.
Nicht in bestimmten Regeln kann die Lösung dafür aufge­stellt werden. Gute psychische Betreuer werden den Weg selbst erkennen und in jedem einzelnen Fall den erfor­derlichen Nachdruck oder die gebotene Stetigkeit in ihren Vorhaltungen finden.
Die Mitarbeit des Patienten ist von besonderer Bedeu­tung, wenn man bleibenden Erfolg erzielen will.
Eine abrupte Befreiung kann den Patienten als geheilt erscheinen lassen. Hat er nicht selbst daran mitge­wirkt, so besteht die Gefahr, dass er sich ganz unbewusst oder sogar mit Willen diesen Einflüssen wieder öffnet, sie selbst wieder anzieht und auf diese Weise einen regel­mässigen Wechsel zwischen Störung und Befreiung verur­sacht.
Milieu und Sitte, Vorleben, Beruf und Stellung in der Gemeinschaft sind Gebiete, die einer genauen Betrach­tung zu unterziehen sind. Oft liegen die Ursachen in der nächsten Umgebung, in der Familie oder in der Ge­sell­schaft, die zum regelmässigen Umgang des Patienten zählen.
Ist es nicht möglich, den Patienten nach erfolg­reicher Behandlung in diese wieder zu integrie­ren, so muss eine Trennung auf längere Dauer in Betracht gezogen wer­den.
Eine besondere Rolle spielt die unrichtige Befassung mit geistigen Dingen, der Wunsch, dem irdischen Dasein zu entfliehen und sich auf unbekannten Ebenen zu bewei­sen. Jede dieser Möglichkeiten bedarf noch eingehender Betrach­tung, die ich in späteren Abschnitten bringen werde.
Einrichtungen, die also auf Befreiung von geisti­gen Störungen ausgerichtet sein sollen, müssen auch die Betreuung von Patienten in ambulanter Weise einbezie­hen und dafür Sorge tragen, dass geheilte Patienten einer ständigen Kontrolle teilhaftig werden können.
Menschen, die in solcher Art labil und durch ihre Me­dialität mehr als andere fremden Einflüssen Raum geben, dürfen nicht ohne ständige Beaufsichtigung und ohne Rückhalt sich selbst überlassen bleiben. Dies natürlich in allen Graden der Notwendigkeit, je nach der Höhe der geistigen Reife und dem Selbstbewusstsein des Patienten.

V 111.2f
Meist ist der eigene Wille mehr oder weniger blockiert oder gelähmt, so dass es einer längeren Bemühung des Helfers bedarf, das Selbstvertrauen zu stärken, die eigenen Kräfte zu mobilisieren.
Wie gesagt, liegt jeder Fall anders, aber gemein­same Richtlinien wie Stärkung des Selbstver­trauens, Beseiti­gung von Minderwertigkeitsgefüh­len, Hebung des Verantwortungsbewusstseins können beachtet werden.

V 119.2ff
Sehr häufig ist die Ursache für eine geistige Störung im Gefühl verankert, das dominierend das verstandesmä­ssige Erfassen einer Situation verhin­dert. Negative Gefühle, Gefühle der Unsicherheit und mangelndes Selbstver­trauen lassen den Wunsch nach einer Hilfe aufkommen, die der eigenen Verantwortung und eigenen Entschei­dung enthebt.
Solche Hilfen kommen aber nicht von guten geisti­gen Kräften, da sich diese wohl bewusst sind, dass der Wille des Menschen frei sein muss. Mindere Kräfte haben wohl auch zum Teil das Bestreben, in gutem Sinn zu helfen, erreichen aber damit nur das Gegenteil.
Viel Ungemach könnte vermieden werden, wenn echte Er­ziehungshilfen für Eltern und junge Menschen ge­schaffen würden, die imstande wären, den Menschen ein wahres Weltbild zu vermitteln, den Sinn und Zweck des Lebens glaubhaft vor Augen zu führen und so die Suche nach falschen Hilfen als sinnlos erscheinen zu lassen.
Es genügt nicht, nur eine gute Lektüre anzubie­ten, zu der ich wohl meine Schriften in diesem Rahmen zählen darf. Es gehört dazu ein gutes Gespräch, die Vertiefung der gedruckten Gedanken.
Jeder Mensch hat seine eigene Auffassungsgabe und ist bestrebt, in allem die Bestätigung für die Richtigkeit seiner Auffassung zu finden. Und es lässt sich alles nach eigenem Ermessen auslegen. Die grundlegendsten Wahrheiten können umgemünzt und verdreht werden.
Menschen aber, die das Bestreben haben, sich selbst zu erkennen und ihre Existenz auf eine höhere Basis zu stellen, müssen geführt und geleitet werden. Es muss ihnen die Möglichkeit gegeben werden, ihre Gedanken auszubreiten, darüber mit Gleichgesinnten zu diskutie­ren. Nur auf diese Weise kann ein bleibendes Fundament geschaffen werden, auf dem sie selbst und ihre Nach­kommen weiter aufbauen können.
Denn, wie ich schon einmal sagte, kann die Welt nicht von heute auf morgen geändert oder verbes­sert werden. Es ist ein Prozess von langer Dauer. Nur ein winziges Schärflein können und wollen wir dazu beitragen.
Denn noch ist die Materie stärker als der Geist, wenn auch nur im irdischen Dasein. Eine Ausgewo­genheit zwi­schen beiden zu finden, ist aber schon jetzt erreich­bar.

GEISTIGE STÖRUNG BEI KINDERN

V 144.5ff
Wenn wir von der Erziehung der Kinder sprechen, glaube ich noch darauf hinweisen zu müssen, dass auch sie in ihrer Psyche gestört sein können von frem­den Kräften.
Die heute noch herrschende Vererbungstheorie, die in der rein animistischen Auffassung die einzig mögliche Erklärung ist für Ähnlichkeit oder Überein­stimmung der Kinder mit ihren Vorfahren in bezug auf auffallende Charaktereigen­schaften und Gewohnheiten ist noch ein Hindernis, das in der Beur­teilung der Veranlagung eines Menschen erst über­wunden sein muss, bevor man negati­ven Ein­flüssen schon im Kindesalter begegnen und positive als das wird bewerten, pflegen und in angemes­se­nen Grenzen akzep­tieren können, was sie wirklich sind.
Wie oft hört man den Ausspruch: Das Kind ist ganz sein Vater oder Grossvater, wenn diese auch schon hinüber­gegangen sind und das Kind zu ihren Lebzeiten noch gar nicht in der Lage war, sie nachzuahmen in Bewegung und Gebärde und schon gar nicht in Gewohnheiten, die dem Wesen des Kindes fremd, übertrieben und in keiner Weise verstan­desmässig angepasst sind.
Fähigkeiten oder ein Mangel an solchen können vielfach der Veranlagung zugeschrieben werden; sie entfalten sich aber dann nach dem eigenen Willen des Menschen in erkennbar normaler Weise.
Was ohne Zutun von Verstand und Gefühl oft gegen den eigenen Willen, also unter Zwang getan oder gespro­chen, auch gehört oder gesehen wird, stammt niemals von dem Menschen selbst, sondern von fremder Kraft.
Dass Kinder viel weniger natürliche Abwehr gegen solche Einflüsse einsetzen können als Erwachsene, liegt auf der Hand, und einem Kind die wahren Zusammen­hänge zu erklären, ist selten möglich. Auch kann das Kind die Tragweite seines abwegigen Tuns noch nicht über­blicken, fühlt sich durch die fremde Kraft getragen und gestärkt und wird auf diese Weise in seiner norma­len Entwicklung gehemmt und behindert.
In dieser Richtung könnte unendlich viel Leid in der Kindheit verhütet und beseitigt werden, wenn die mit solchen gestörten Kindern in Verbindung stehenden El­tern, Lehrer und Erzieher unsere Hilfe heranziehen wollten.

UNTERSCHEIDUNG VON GEISTIGEN STÖRUNGEN

VI 24.2ff
Wir müssen eine grundlegende Gruppierung vornehmen. Es gibt solche Störungen, bei denen die Ursache offensichtlich in einem Fehlver­halten des Betroffenen liegt und solche, bei denen die Ursache unerklärlich scheint.
Wir wollen die ersteren näher betrachten. Das Bestreben des Menschen geht dahin, Wissen zu erwerben und hin­auszuwachsen über Primitivität, freier zu werden von Zwang und Beherrschung durch die Materie. Zahlreiche Literatur gibt dazu Wegweiser, viele in natürlicher, verständlicher Art, ausgerichtet auf das materielle Le­ben.
Ratschläge zur leichteren Bewältigung des täglichen Lebens, zur Pflege von Seele, Geist und Körper unter Nutzung der von der Natur gegebenen Mittel. Sie sind wertvoll, soweit auch in den darin empfohlenen Metho­den der goldene Mittelweg eingehalten und Übertrei­bungen aller Art vermieden werden.
Ich will damit sagen, dass es nicht tunlich ist, ein Sy­stem anzupreisen, das aussergewöhnliche Wirkungen und Erfolge verspricht, da auch auf diese Weise unrechte Kräfte angezogen werden können, die dann alle Bemü­hun­gen ad absurdum führen und mehr Schaden als Nutzen bringen können.
Ganz gewiss werden aber unerwünschte Kräfte angezo­gen, wenn Menschen sich durch falsche Heilige - möchte ich sagen - dazu verleiten lassen, ihr ganzes Denken und Trachten darauf zu richten, Abstand zu gewinnen vom materiellen Leben mit seinen ihrer Mei­nung nach die geistige Entwicklung hindernden Forde­rungen und Pflich­ten des täglichen Lebens.
Solche falsche Heilige sind Sekten und ihre Prediger und im Zusammenhang damit die übertriebenen und über­schwenglichen Schriften, durch die die Menschheit so unheilvoll irregeführt wird. Warum sie aber eine so starke Wirkung besitzen, liegt darin begründet, dass vielfach jenseitige Geistwesen daran beteiligt sind, die oft in bester Absicht der Meinung sind, der Mensch­heit die Wahrheit über das Jenseits, über den geistigen Be­reich, vermitteln zu müssen, nicht bedenkend, dass die Materie an die Erde gebunden, nicht über ihre Grenzen hinaus ihr Blickfeld erweitern kann, dass aber eine Übersetzung in irdische Betrachtungsweise zu grossen Irrtümern führt.
Es sind wohl oft Geistwesen, die schon einen Einblick in die ewigen Wahrheiten und göttlichen Gesetze ge­fun­den haben, die aber die ihnen gebotenen Grenzen nicht beachten und glauben, mit ihren Vermittlungen der Menschheit ein besonderes Geschenk zu bereiten.
Wenn die Menschen die Möglichkeit hätten, zu erken­nen, wie sich im Jenseits menschliche Eigenschaften und Schwächen fortsetzen und auswirken können, sie würden nicht so leichtgläubig, sondern mit grösster Skepsis allem gegenüber­stehen, was aus dem Jenseits kommt.
Überheblichkeit, Geltungsdrang und das Bestreben, seine Minderwertigkeitsgefühle zu bekämpfen, können sich im Jenseits nicht zur Geltung bringen, weil jedes Geistwe­sen den Wert oder Unwert des anderen erkennt. Solche Wesen richten sich daher vielfach noch an die Erden­bürger, die ihren Eingebungen bereitwillig ihr Ohr leihen und sie kritiklos und freudig aufnehmen.
Selten werdet ihr hören, dass es ein geringes Geistwesen ist, das sich mit hochtrabenden Worten meldet. Es tut dies sehr oft unter Benutzung eines bedeutenden Na­mens, der seine Glaubwürdigkeit sozusagen unbestreit­bar macht.
Wie sehr diese Wesen den ihren Lügen und Vorstellun­gen blind vertrauenden Menschen damit Schaden an Seele und Geist, ja oftmals auch am Körper zufügen, bedenken sie meist nicht und fallen oft selbst in grosse Bestürzung, sobald ihnen die Folgen ihres unbedachten Handelns offenkundig werden.
Vielfach aber geniessen sie die Verwirrung, die sie an­gerichtet haben, gleichsam als Vergeltung für eigene im irdischen Dasein erduldete Unbill, nicht immer durch den gerade betroffenen Menschen, wenngleich auch als Ausgleich für Geschehnisse und Verursachungen in vergangenen Leben.
So viel über das Verhalten der Jenseitigen in diesem Zusammenhang.
Wie ist nun die Lage vom irdischen Menschen aus betrachtet? Ein Mensch, der seine irdischen Aufgaben und Pflichten als etwas betrachtet, wofür er alle seine Kräfte einzusetzen bereit ist, darin die Erfüllung seines Lebens, den Sinn und Zweck sieht, der steht mit beiden Beinen auf dieser Erde und hat kaum den Wunsch, sich darüber hinauszuheben und fremde Regionen oder un­bekannte Sphären zu suchen.
Fühlt er sich aber seinen Aufgaben in irgendeiner Weise nicht gewachsen, dann sucht er Zuflucht abseits von allem, was an seine Schwierigkeiten erinnert und öffnet sich fremden Einflüssen. Unerforschte, unbewiesene und für niemand greifbare Kräfte sind es dann, von denen er sich leiten lässt, verliert die innere Bindung zur Um­welt, wird weltfremd und abweisend in dem Gefühl, einen besonderen Weg gefunden zu haben, eine neue Lebens­ba­sis.
Neu und unbekannt für die andern, abseits von der rea­len Wirklichkeit.
Damit stellt er sich in Widerspruch zu seinem Pro­gramm, er verlässt die vorgenommene Lebenslinie und gerät in seinem Wesen, in Seele und Geist aus dem Gleichgewicht.
Was ihm in seiner Hingabe an das vermeintlich Höhere dann vorgegaukelt wird, entzieht sich seinem gesunden Menschenverstand und willenlos lässt er sich treiben, seiner Meinung nach immer höher und höher, in Wahr­heit aber tiefer und immer tiefer. Kommt dann eines Tages die Ernüchterung, dann hört man sagen: Ich war doch dabei so glücklich, ich bin so hoch über der Erde geschwebt, alle Schwere war von mir ge­fallen usw.
Dass es nicht das wahre Glück gewesen ist, wird nicht gerne eingesehen, denn so sehr aller irdischen Schwere entrückt zu sein, muss doch wohl das Schönste und damit auch das Richtigste im Erleben eines Menschen sein. Und darin liegt der grosse Irrtum.
Dieses Glücksgefühl ist ein Betrug und niemals von Bestand. Ist es vorüber, da es nur von kurzer Dauer sein kann, erwacht das Bewusstsein wieder in der rauhen Wirklichkeit.

ABGRENZUNG ZUR GEISTESKRANKHEIT

VI 33.4ff
Voraussetzung von grosser Wichtigkeit ist die Abgren­zung zwischen geistiger Krankheit und geistiger Stö­rung.
Ob es sich um eine geistige Krankheit handelt, kann durch ärztliche Diagnosen, durch Untersuchung des Ge­hirns und Nervensystems meist weitgehend festge­stellt werden. Die modernen Apparate erlauben schon einen tiefen Einblick in die menschlichen Organe.
Dazu gewährt ein Rückblick auf die der Erkrankung vor­ausgegangene Entwicklung des Menschen bis in seine frühe Kindheit Einsicht in die seelisch-geistige Reife, soweit wir mit gutem Gewissen ein Urteil darüber abge­ben können und dürfen.
Ist eine geistige Störung mit einer geistigen Krankheit verbunden, so ist zu prüfen, in welcher Richtung das Hauptgewicht zu suchen ist.
Sind die krankhaften Mängel in einer Weise überwie­gend, dass auch in Zeiten von Befreitsein von Störungen ein permanentes Unvermögen festzustellen ist, die eige­ne Lage zu erfassen und geistige Kraft einzusetzen, dann mag in erster Linie der Arzt versuchen, so weit wie möglich organische Schäden zu beheben.
Ich sagte schon einmal, dass geistige Störungen auch in Verbindung mit Geisteskrankheit auftreten können und die Unterscheidung dann nicht immer leicht ist.
In einer Einrichtung, wie sie meinen Vorstellungen vorerst entspricht, ist eine Zusammenarbeit wohl noch nicht möglich und muss nach bestem Wissen und Ge­wissen geprüft und Fälle von geistiger Krankheit aus unserem Tätigkeitsbereich ausgeschieden werden.
Sobald die Zusammenarbeit mit guten und überzeugten Ärzten, und zwar von den geistigen Zusammenhängen über­zeugten, möglich und selbstverständlich geworden sein wird, kann vielfach eine solche Trennung überflüs­sig werden.
Wir müssen aber auch beachten, dass ein Mensch, der sein Leben lang oder mehr oder weniger seit seiner Geburt als geisteskrank galt, keineswegs immer als das be­zeichnet werden darf.
Es gibt geistige Störungen, die schon den Säugling befallen können, ich möchte sagen, im Guten wie im Bösen.
Grosse Geister versuchen schon früh von einem mensch­lichen Gehirn Besitz zu ergreifen, wenn sie erkennen, dass in dem betreffenden Menschen die Voraus­setzungen gegeben sind, die ihm die Möglichkeit zu bieten schei­nen, seine Tätigkeit im Irdischen fortzusetzen.
So sind Kinder zu beurteilen, die ohne materiell gebo­te­ne Förderung schon in den ersten Lebensjahren uner­klärbare Leistungen vollbringen, wie z. B. Mozart und viele andere.

VI 38.3ff
Wir müssen bemüht sein, in die Tiefe der Psyche Ein­gang zu finden und zu ergründen versuchen, weshalb und warum der Mensch sich negativen Kräften öffnet oder nicht die Kraft hat oder nur glaubt, sie nicht zu besitzen, um sich gegen ungewollte Einflüsse zur Wehr zu setzen.
Eine Abgrenzung zur Psychiatrie ist nur dann geboten, wenn Anzeichen dafür gegeben sind, dass auch Geistes­krankheit, also Schäden des Gehirnes oder des organi­schen Nervensystems vorliegen.
Die Art der Befassung mit geistigen Störungen, wie sie in den geplanten Einrichtungen vorgesehen ist, steht in keinem Widerspruch zur Psychiatrie, sie ist nur eine Ergänzung und hat zum Zweck die Ausschaltung von Stö­rungen, die die Bekämpfung der Krankheit behin­dern, wenn eine solche diagnostiziert wurde.
Geistige Störungen sind keine Krankheit, und ich wie­derhole immer wieder, dass es kein Medikament gibt, das die Befreiung davon bewirken könnte.
Ein weiteres Kriterium für die Auswahl der aufzuneh­menden Personen ist der freie Wille. In eine Einrich­tung, wie sie mir vorschwebt, darf es keine Einweisung gegen den Willen und ohne den ausdrücklichen Wunsch eines Hilfesuchenden geben.



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Verwendete Textstellen aus Mediale Schriften, Dr. Karl Nowotny, Band I-VI

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Verwendete Textstellen aus Mediale Schriften, Dr. Karl Nowotny, Band I-VI

I 79.2f / V 59.2ff, 70.6, 98.3ff, 111.2f, 119.2ff, 126.2, 144.5ff / VI 20.4ff, 24.2ff, 33.4ff, 38.3ff, 68.3f, 97.3

V 59.2ff beginnt V 59.3ff