III 153.2f
Ein Mensch, der sich zur Aufgabe gemacht hat, durch Dienen und Helfen seinen Gemeinschaftssinn unter Beweis zu stellen, auf Genuss im materiellen Leben zu verzichten, wird zufrieden sein, wenn er nur so viel sein Eigen nennen darf, als er zur Erhaltung seiner Existenz nötig hat. Ein anderer, der schon im materiellen Sinn die Verpflichtung auf sich genommen hat, für andere zu sorgen, den Erfordernissen in sozialen Belangen gerecht zu werden, bedarf dazu einer breiteren Basis, wenn er nicht nur seine geistige Leistung zum Aufbau sozialer Institutionen, zur Heranbildung geeigneter Hilfskräfte etc. zur Verfügung stellen will.
Reichtum ist etwas und muss etwas sein, was auch dann, wenn es einem Einzelnen gehört, für die Gemeinschaft in irgendeiner Weise Zinsen trägt, für sie einen Nutzen abwirft, ihr dient. Jeder begüterte Mann ist von hier aus betrachtet nicht allein Besitzender, sondern der Verwalter und Betreuer materieller Werte, die, von der göttlichen Allmacht gegeben, eine hohe Verpflichtung in sich tragen.
III 160.3ff
Wollen wir nun einmal betrachten, wie sich die Menschen auf die richtige Laufbahn und Lebenslinie einstellen können, ohne ihr fertiges Programm zu kennen, das sie ins irdische Leben mitgebracht haben.
Jeder kann sich prüfen und ein Urteil über Fähigkeiten und Begabung erlangen. Dazu braucht er keine besonderen Forscher und Untersuchungen, wie sie heute in mancher Richtung angestellt werden. Es ist eine gar nicht so schwierige Aufgabe, ein Selbstbildnis zu zeichnen. Es muss nur ein Schema aufgestellt werden, an Hand dessen jeder selbst prüfen kann, wie er geartet ist, wie er seine Kräfte einsetzen soll und kann. Damit die Menschen aber dazu in der Lage sind, müssen sie zu großer Ehrlichkeit gegen sich selbst erzogen werden, sie müssen dazu geführt werden, die richtigen Ansichten zu finden, das Bild von sich ehrlich und unbeschönigt vorzustellen.
Wir wollen die Punkte zusammenstellen, die einen Wegweiser bilden können für suchende und vorwärtsstrebende Geistwesen. Nicht nach einem Prüfungsschema, ich meine nicht zur Vorbereitung auf ein Examen, sondern ganz für sich ohne fremden Einfluss.
In jungen Jahren können durch Beispiele aus dem Leben anderer, die in mancher Weise in den Vordergrund getreten sind, die Gedanken zu Vergleichen angeregt und so die Erforschung des eigenen Ichs erreicht werden, die der Mensch kaum wissentlich betreibt, die sich ihm aber aufdrängt und der er sich nicht entziehen kann. Das Beispiel ist es überhaupt, das richtunggebend ist und immer sein wird. So wie das Kind die Erwachsenen nachahmt in ihren Lebensäußerungen, so die Erwachsenen die großen, erhabenen Vorbilder. Richtige Vorbilder müssen es natürlich sein, nicht solche, die durch geschickte Reklame und vielleicht durch unrechte Nutzung von materiellen Gütern und Werten einen unverdienten Ruf erreicht haben.
II 154.3
Notwendig ist aber dazu in erster Linie die volle Überzeugung des Arztes, dass es zwischen Diesseits und Jenseits keine festen Grenzen gibt, dass ein Zusammenhang und ein Zusammenwirken möglich und unbedingt erforderlich ist, will man in die geistigen und seelischen Bereiche eindringen und bei abnormalen Individuen und Lebensäußerungen Abhilfe schaffen. Die Erforschung des Lebensplanes oder Programms, das der Mensch schon bei der Geburt in seinem Inneren verborgen mitgebracht hat, ist die erste Aufgabe. Und - wie gesagt - ist es dazu notwendig, die Lebensweise, die konkreten Lebensäusserungen, nicht allein die mündlich geäußerten kennenzulernen. Freilich ist es eine Sache des Einfühlungsvermögens des Arztes, denn man muss auch die äußeren Einflüsse, einen eventuellen Zwang der Umgebung, die wirtschaftlichen Verhältnisse dabei berücksichtigen.
VI 120.4ff
Ich sprach schon von transzendentaler Meditation und den Folgen, die sie nach sich ziehen kann. Aber auch ohne Betätigung in dieser Richtung erzeugt die Fehllenkung der Gedanken eine Entfremdung in der Einstellung zum materiellen Leben, Unzufriedenheit in dem Gefühl, etwas nicht erreichen zu können, was doch das wahre Glück bedeuten müsse.
Immer wieder kommen Menschen zu uns, die in Zweifel geraten, welchen Weg und wie sie ihn einschlagen sollen, um glücklich zu werden, was nach ihrer Meinung nur dann erreicht ist, wenn man aller Schwierigkeiten und Fehlschläge im materiellen Leben enthoben ist.
Dass das aber durch keinerlei Praktiken erreicht werden kann, erkennen sie erst, wenn trotz aller Euphorie, in die sie sich hineingesteigert haben, der Ernst des Lebens vor ihnen steht.
Keiner wird auserwählt durch Abseitsstehen von der Realität, durch Flucht vor den Aufgaben, die sich stellen.
Sogenannte übermenschliche Leistungen sind, wie ich schon erwähnt habe, auch oft überwiegend Leistungen von jenseitigen Geistwesen und das im Irdischen inkarnierte Wesen ihr Werkzeug, das nur die nötigen Voraussetzungen dafür bieten muss.
VI 17.4ff
Das Wissen um die Zusammenhänge ist gewiss wertvoll, leider aber birgt es eine Gefahr in sich, die den freien eigenen Willen einengt, den Wunsch nach Hilfe zur Findung des mitgebrachten Programmes laut werden lässt und so die freie Erfüllung aus tiefstem Innern der Persönlichkeit ihres wahren Wertes beraubt, weil es aus Berechnung geschieht, wie durch ein Gebot gezwungen.
Wo aber könnte man eine Hilfe erhalten, wenn nicht aus dem geistigen Bereich? Zahlreiche Methoden werden angeboten und praktiziert. Der Erfolg ist ein äußerst zweifelhafter. Es mag wohl sein, dass dadurch mancher Mensch einen Weg findet, leichter durchs Leben zu gehen, Schwierigkeiten in mancher Weise zu vermeiden, mit Scheuklappen daran vorüber zu gehen; einen geistigen Fortschritt bedeutet es kaum, sondern erzeugt höchstens Selbstgefälligkeit und Lüge.
Nur aus sich ganz allein reift die Persönlichkeit, sie kann nicht durch fremden Einfluss erzogen und geformt werden. Im irdischen Zusammenleben zwischen den Menschen mag das ein wenig anders sein, spielen doch Kultur und Zivilisation eine besondere Rolle.
II 41.3f
Das Bemühen, dem Menschen im Kampf und Streben nach Erfolg zu helfen, ist sicher vorhanden und mit viel gutem Willen zu einer Wissenschaft entwickelt worden, die - wenn auch noch in ihren Anfängen - eine geeignete Grundlage darstellt, darauf weiterzubauen und wissenschaftliche Fortschritte zu erzielen. Der große Irrtum besteht, wie bereits dargetan, darin, dass man gewisser-maßen oder bis zu einem gewissen Grad alle Menschen über einen Leisten biegen will.
Nun ist aber, wie wir gehört haben, das Lebensziel nicht von zwei Menschen das gleiche und der Weg zu einem gemeinsamen oder anscheinend gleichen Ziel für jeden ein anderer. Für den einen ist es notwendig, dass Hemmungen und Schwierigkeiten bereitet sind, für den anderen soll ein geebneter Weg zum Aufstieg bereitet sein.
Wer kann das entscheiden und erkennen? Wohl sicher nicht der materielle Mensch mit seinem begrenzten Horizont, mit der Unfähigkeit, weiter zurück zu blicken als höchstens bis zur Geburt.
II 42.3
Ich sagte schon, dass manche Einwirkungen, die dem Aussenstehenden als unbedingt negativ erscheinen müssen, zum Lebensbild eines Menschen gehören können und dass die Meisterung und Überwindung eben die Aufgabe für das Erdendasein darstellt. Jeder sollte dazu aus eigener Kraft in der Lage sein, ohne fremde Hilfe. Und sie wäre auch sicher nicht erforderlich, wenn nicht rein materielle Störungen, also ererbte körperliche Minderwertigkeit oder Schwäche die eigene Kraft nicht in genügendem Maß zur Geltung kommen ließen.
II 104.3f
Der zweite Schritt ist nun, für den Einzelnen herauszufinden, welche Aufgaben zur Erfüllung im Irdischen gestellt und zu erfüllen möglich oder notwendig sind. Hier ist zum ersten Male von der Reife des Geistes, vom Zustand der Seele auszugehen, denn die Grundwahrheiten muss jeder verstehen und erfassen können.
Es muss nur die richtige allgemeine Aufklärung Platz greifen. Um die Aufgaben und Prüfungen zu erfüllen, die man auf sich genommen hat, aber gar nicht mit Bestimmtheit erkennen kann, worin sie liegen, gehört also die Fähigkeit, sich selbst zu prüfen, seinen Willen in die Tat umzusetzen, immer in dem Bewusstsein, dass die Erfüllung der Aufgaben im materiellen Leben niemals der Anhäufung materieller Güter dienen soll, sondern der geistigen und seelischen Vorbereitung und Entwicklung.
Nicht durch Gleichschaltung aller Menschen in ihrem materiellen Besitz wird das erreicht. Nicht den irdischen Mächten ist es überlassen, festzustellen, wo die Grenze liegt, um eine anscheinende Gerechtigkeit in dieser Richtung walten zu lassen.
II 90.5ff
Wir müssen aber dabei vor allem bedenken, dass der Mensch aus dem ausserirdischen Dasein ins irdische Leben übergegangen, nicht weiß und sich nicht bewusst ist, welche Voraussetzungen er aus dem jenseitigen Dasein mitbringt. Wüssten wir beim Eintritt in die materielle Welt, welche Aufgaben und Prüfungen wir uns aus freiem Willen auferlegt haben, es wäre in mancher Hinsicht leichter, aber auch oft eine Katastrophe. Dann nämlich, wenn das Gastweisen in ein Milieu geboren wird, das ihm so große Schwierigkeiten bereitet, dass es kaum in die Lage kommt, sich so zu entfalten, wie es sich vorgenommen hatte. Auch die Gesundheit des Körpers oder - besser gesagt - mangelnde Gesundheit kann - durch das Milieu verursacht - ein bedeutendes Hindernis sein, manchmal nicht unbedingt gewollt, doch von der Allmacht auch nicht berücksichtigt.
Ich will damit sagen, dass nicht alles bis in die letzte Konsequenz vorherbestimmt ist. Es sind die großen Linien, die den Weg vorzeichnen; und nun kommt es darauf an, welche Hilfen, wieviel Kraft ein Geistwesen zur Verfügung hat, um allen Hindernissen und Erschwerungen zu begegnen, sich so durchzusetzen, dass das Wissen um das mitgebrachte Vorhaben klar vor Augen steht und ohne Umschweife auf das Ziel losgesteuert werden kann. Man kann sich leicht vorstellen, wie zahlreich die Hindernisse sein können, die unseren Lebensweg begleiten, sich auf ihm hindernd breit machen. Die wichtigste Komponente zur Erlangung des Lebenszieles ist der eigene freie Wille. Keine Behinderung wird auf die Dauer den guten oder schlechten Fortgang aufhalten können. Mehr oder weniger rasch wird der für das irdische Leben gefasste Plan zur Reife und zum Bewusstsein kommen. Man muss nicht befürchten, dass man dabei irren kann, wenn man nur den richtigen Weg geht, um zur Klarheit zu gelangen.
VI 18.3
Dieses grundlegende Wissen soll dazu beitragen, dass der Mensch sich voll und ganz seiner eigenen Kräfte bewusst wird, dass er auf sie bauen und vertrauen soll. Denn es ist eine der großen Wahrheiten, die zu beachten sind, dass jedes Wesen, das ins irdische Dasein eintritt, auch die Kraft und Befähigung mitbringt, seine Aufgaben zu erfüllen. Sie sind ins irdische Dasein, ins materielle Leben eingebettet, und will man sie meistern, dann muss auch die Bewältigung der irdischen Aufgaben die Grundlage und Basis dazu bilden. So kommen wir zu dem Schluss, dass materielles und geistiges Leben innig miteinander verbunden sind und in ständiger Wechselwirkung zueinander stehen, wenngleich geistiger Fortschritt nicht abhängig ist vom materiellen Erfolg.
II 137.1ff
Erst nach dem Ende des irdischen Daseins erkennt man oft, dass man nicht die richtige Lebenslinie eingehalten hat und erkennt, dass man zu wenig oder unrichtig geleistet hat. Die Lebenslinie, die vorgezeichnete Lebensbahn zu erkennen, das muss in der Erziehung der Jugend angestrebt werden, immer im Hinblick und im Rückblick auf die Existenz im Jenseits.
Aus früherem Leben Mitgebrachtes manifestiert sich in der Einstellung zum augenblicklichen materiellen Leben, zu den Mitmenschen und zu dem Streben nach Fortschritt.
Ich will ein ganz konkretes Beispiel bringen: Ein junger Mann, der schon in der Schule unter den Kameraden Hilfsbereitschaft und Güte beweist, hat sicher in vergangenen Leben eine Berufung zu einer Lebensform gezeigt, die diese Eigenschaften zur Grundlage hat. Die Erzieher müssten nun im Laufe der Jahre, in denen der Junge ihnen anvertraut ist, feststellen können, zu welchem Beruf diese Eigenschaften hinneigen und ob die geistigen Fähigkeiten auch vorhanden sind, die dazu erforderlich wären. Es ist nicht immer leicht, das festzustellen, weil wie wir wissen - mannigfache äußere Einflüsse das wahre Bild verdunkeln können.
Es wird in dieser Richtung schon viel Ernsthaftes unternommen und manche Erfolge sind den psychologischen Untersuchungen in dieser Richtung schon zuzuschreiben. Die Gesichtspunkte aber, unter denen diese Beurteilungen erfolgen, sind nicht immer vollkommen und richtig. Manches hat der junge Mensch in der Jugend durch Vorbilder und Erziehung sich angeeignet und damit seine wahre Veranlagung und vielleicht Berufung zurückgedrängt. Vielfach entsteht dann in späteren Jahren ein Zwiespalt im Inneren und Unzufriedenheit mit dem erwählten Beruf, weil, wie man dann erkennen muss, die Entwicklung stehenbleibt und geradezu verkümmert, da die grundlegenden Voraussetzungen fehlen. Dann entsteht die sogenannte Nebenbeschäftigung, die für den Fortschritt des Menschen beziehungsweise des Geistwesens die weit wichtigere ist als der Beruf.
II 98.4f
Winzig klein sind die Aufgaben im materiellen Leben - und das muss erkannt werden - denn Harmonie mit dem Unendlichen setzt mehr voraus als nur gut sein im irdischen Sinn. Die Materie gibt die Möglichkeit, das richtige Maß zu finden und zu suchen, das Ruhe und Ausgeglichenheit zur Grundlage des geistigen Fortschritts bedeutet. Mittel zum Zweck soll und muss sie sein, aber nicht mehr; davon haben wir schon öfter geschrieben.
In allen Dingen und Lebenslagen gibt es einen goldenen Mittelweg, er ist der geradeste zum Ziel führende Weg und der einzige, der wahrhaft glückliche Menschen werden lässt.
VI 73.4f
Für den irdischen Menschen ist es wohl erforderlich oder wenigstens wünschenswert, dass er in der Lage und fähig ist, sein materielles Leben so zu bewältigen, wie er es sich in seinem Programm vorgenommen hat. Er ist ja an Zeit und Raum gebunden und hat seine Aufgaben in diesem begrenzten Rahmen zu erfüllen. Wird er nun durch einen fremden geistigen Einfluss daran gehindert, so kann es wohl geschehen, dass die ihm für dieses Leben zugemessene Zeitspanne nicht ausreicht.
Ich sagte aber schon einmal, dass jeder die Möglichkeit hat, nachzuholen und fortzusetzen im geistigen Bereich nach seinem Abschied von der materiellen Welt, sodass er wegen einer Unterbrechung nicht bedauert werden muss. In den meisten Fällen von früher oder später erfolgter Befreiung ist er aber noch in der Lage, oder besser gesagt, wird ihm noch die Möglichkeit gegeben, alles zu vollenden, was tief in seinem Innern vorbereitet war.
I 128.3ff
Wichtig ist es aber, festzustellen, von welcher Seite und in welcher Stärke Behinderungen auf die Seele wirken und dann den Versuch zu unternehmen, von diesen Behinderungen zu befreien oder, wenn dies nicht möglich ist, die Kraft zu geben, von allen negativen Einflüssen den richtigen Abstand zu erreichen.
Ein Beispiel möge es erhellen. Eine junge, aber erwachsene Frau lebt mit ihrer alten, kranken Mutter. Es bedrückt ihre Seele schwer, weil sie einerseits die alte Frau nicht im Stich lassen kann, andererseits aber ihr eigenes Leben zu versäumen glaubt, da ihr die Freiheit in ihren Lebensäusserungen, in Ehe und Familie oder Freundschaft genommen ist.
Abgesehen davon, dass auch eine solche Lebensaufgabe oft zu dem Programm gehört, das ein Mensch ins irdische Dasein mitgebracht hat, ist es nicht notwendig, dass er darunter leidet. Es ist vielmehr nicht richtig, denn frohen Mutes nimmt das Geistwesen vor der Inkarnation jede Aufgabe auf sich, die es im Fortschritt fördert und dem Göttlichen näherbringt und ebenso darf es die Aufgaben erfüllen.
III 157.2f
Heute werde ich davon schreiben, wie es zustande kommt, dass ein Geistwesen, das im irdischen Dasein nicht in der Lage war, den richtigen Weg zu beschreiten, sich im Jenseits zurechtfindet und den Anschluss an die vergangene Existenz findet. Es ist eine schwere Prüfung und erfordert eine weitgehende Selbstkritik und guten Willen. Ein Geistwesen, das schon in vergangenen Leben eine gewisse Reife und höhere Entwicklungsstufe erreicht hat, wird seine Irrtümer sehr bald erkennen und sich zurück zur materiellen Welt wünschen, um die Wege zu wiederholen und die rechte Bahn zu finden. Es ist eine Wiederholung, wie sie viele Menschen schon im irdischen Bereich wünschen, wenn ihnen klar wird, dass sie manches hätten besser machen können. Wie oft hört man sagen: Wenn ich wieder auf diese Welt komme, mache ich es anders oder besser, so ungeschickt und unwissend möchte ich nicht noch einmal leben. Mein Leben wäre anders gewesen, wenn ich die Erfahrung schon in jungen Jahren gehabt hätte, die mir das reife Alter bietet. So und ähnlich denken und reden viele Menschen und vielen ist es sehr ernst dabei zumute. Meist aber wird diese Auffassung nur im Scherz ausgesprochen, und es ist fast ein Wunder zu nennen, wenn unter tausend einer diesen Gedanken in vollem Ernst von sich gibt. Es gehört wohl ins Reich der Phantasie oder wird dafür gehalten, wenn man von Wiederkehr und Wiederholung spricht. Es darf ruhig ernst genommen werden, denn auch die Phantasie ist ein Phänomen, das dem irdischen Menschen noch weitgehend unerklärlich und nicht zu ergründen scheint. Man spricht von einer gesunden oder krankhaften Phantasie, je nachdem, ob das Vorgestellte nach irdischen Begriffen erklärbar scheint oder nicht. Sie ist natürlich nicht immer für die Menschen im irdischen Bereich erfassbar, weil sie eben das Spiegelbild von Vorstellungen ist, die, im jenseitigen Leben aufgenommen, im Geistwesen verankert sind und je nach der Fähigkeit, sie dem irdischen Sehvermögen anzupassen oder nicht, übertragen werden.
III 159.2
Ein Mensch also, der im irdischen Dasein einen falschen Weg eingeschlagen hat, sei es aus eigener Selbstsucht und Anbetung der materiellen Güter, sei es durch Milieu und Sitte behindert, erkennt nun bei seinem Eintritt ins Jenseits, dass er sein Programm in keiner Weise oder doch im wesentlichsten nicht erfüllt hat. Die Folge seiner Irrtümer oder Fehler, die wohl sicher entsprechend der schon erworbenen Reife nach irdischem Maß nicht schlimmer sein können, als es in einem vergangenen Leben bereits zutage trat, ist nach den unendlichen Gesetzen bemessen und es wird nicht etwa, wie ich schon einmal sagte, erst abgewogen und gemessen oder gerichtet. Jeder sieht sich selbst und erkennt das Ausmaß des Fortschritts oder der mangelnden Höherentwicklung. Sein freier Wille muss nun zu der Entscheidung drängen, ob er mit dem Erfolg des irdischen Daseins zufrieden sein und ausruhen soll oder ob er einsehen muss, dass es notwendig ist, die Zeit zu nutzen, um nicht hinter seinen Gefährten zurückzubleiben. Ich sagte schon einmal, dass jeder Mensch den Drang nach Fortschritt im Innersten verborgen trägt, gegen den er nicht ankämpfen kann, der aber verdeckt und verdrängt sein kann durch unrichtige Auffassung vom Sinn und Zweck des Lebens und von der Notwendigkeit, der Gemeinschaft zu dienen. Es mag also für Menschen, die in dem Gefühl leben, ihre Aufgaben nicht erfüllt, in vielen Belangen geirrt zu haben ein Trost sein, dass sie gutmachen und nachholen können, was versäumt wurde. Dabei ist es belanglos, daß sie bei Wiederkehr ins irdische Dasein abermals nicht wissen oder von einer bestimmten Grundlage ausgehen können.
Zur Übersicht
Verwendete Textstellen aus Mediale Schriften, Dr. Karl Nowotny, Band I-VI
Verlinkung an die betreffenden Textstellen
nur bei berechtigten Zugang zum Buchinhalt!
Lebensaufgabe
- Armut und Reichtum und III 153.2
- eigene, Erkennen III 160.3ff
- Erforschen der, ist wichtigste Aufgabe II 154.3
- Flucht vor der VI 120.4ff
- Hilfe zur Findung, Gefahren VI 17.4ff
- ist, individuell II 41.3f, 42.3, 104.3f
- uns nicht bewusst II 90.5ff
- jeder kann sie erfüllen VI 18.3
- richtige, erkennen lernen II 137.1ff
- s.a. Aufgabe
- sind klein II 98.4f
- Streben nach Erfüllung VI 73.4f
- unbefriedigende I 128.3ff
- verpasste, Folgen III 157.2f, 159.2
III 153.2 ist III 153.2f