I 124.3ff
Ich sagte schon an anderer Stelle, dass die Seele als die Lebenskraft aufzufassen ist und deshalb bei allen Krankheiten der grössten Beachtung bedarf. Bisher wurden organische Störungen und Krankheiten als rein organische Mängel betrachtet und ohne Beachtung der Persönlichkeit behandelt und geheilt. Eine solche Heilung ist aber nur eine einseitige und kann niemals vollen Erfolg für den Patienten bedeuten. Es ist unbedingt erforderlich, die Mängel zu erforschen, die zu der Erkrankung des Organs geführt haben.
Es kann wohl vorkommen, dass organische Krankheiten vererbt sind und die Seele, die gegen diese Mängel ankämpfen soll, zu schwach ist; aber meist entsteht ein organisches Leiden durch eine unrichtige Einstellung zum Leben, durch ein nicht richtiges Nutzen der Lebensbedingungen und der zu geringen Aufmerksamkeit und Beachtung der Grundgesetze, die alle menschlichen Regungen beherrschen.
Wenn ich also davon ausgehe, dass die Seele die Kraft bedeutet, die alle Grundlagen des menschlichen Lebens zu erfassen und zu verwerten hat, dann heisst das ganz einfach, dass die Seele erkennen muss, wo die Grenzen liegen und welcher Regeln und Normen sie sich bedienen muss, um ein menschenwürdiges, gesundes und erfolgreiches irdisches Dasein zu gewährleisten.
I 81.5f
Es ist ein weites Kapitel und es wäre notwendig, jede einzelne Organfunktion in bezug auf den Zusammenhang mit der Seele zu studieren. Die Organe sind, wie wir wissen, auch sehr verschieden in ihrer Empfindlichkeit und nicht alle sind anfällig bei stärkerer Inanspruchnahme.
II 177.3ff
Wie man sieht, ist es in erster Linie notwendig, die Menschen daraufhin zu prüfen, wo die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit liegen. Leistungsfähigkeit bezieht sich aber auf alle Bereiche des menschlichen Daseins. Körperlich, seelisch und geistig müssen Leistungen vollbracht werden und dazu sind sehr verschiedene Kräfte erforderlich. Will man also einem seelisch kranken oder - besser gesagt - leidenden Menschen auf den rechten Weg helfen, dann muss man sehr vorsichtig und gewissenhaft ans Werk gehen. Erst ist der körperliche Zu-stand zu prüfen und Mängel an Organen oder schwere Schädigungen durch unrichtige Lebensweise zu beheben, soweit dies der Zustand des Patienten überhaupt zulässt.
Organische Mängel lassen schon von vornherein oft auf bestimmte psychische Fehlhaltungen schliessen, die sich leicht feststellen lassen ohne besondere und eingehende Diagnosen zu erstellen. Ein Mensch, der an einem Gallenleiden erkrankt ist, hat sich lange Zeit hindurch mit Gedanken gequält und bedrückt, die eine starke Sekretion verursachen und damit eine Überbeanspruchung der Galle oder auch der Leber zur Folge haben.
Ich sagte schon zu Beginn meiner Arbeit, dass jede Krankheit ihren Sitz in der Seele hat und gerade die Auswirkung auf Galle und Leber ist ein eindeutiger Beweis dafür. Eine bereits überbelastete Galle reagiert bei der geringsten Erregung und verursacht oft fast unerträgliche Schmerzen. Will man solche Leiden behandeln, so muss man vor allem das Seelenleben, das psychische Verhalten des Menschen kennen. Bevor man mit Medikamenten - und wären es noch so wirksame - beginnt, müssen die seelischen Belastungen beseitigt werden.
Ich will damit wieder und immer wieder erklären, dass Symptome beseitigen soviel bedeutet, als das Pferd beim Schwanz aufzuzäumen. Betäubt man aber die Schmerzen, so gerät man in den Irrtum, dass der Mensch geheilt sei und das birgt eine grosse Gefahr in sich.
Warum findet man so viele Menschen, die nach Heilung eines organischen Leidens kurz darauf in ein Neues und mindestens ebenso Schweres fallen? Einzig und allein deshalb, weil die Seele krank ist und sich sofort auf ein anderes Organ in störender oder zerstörender Weise auswirkt, wenn das erste beseitigt oder ausgeschaltet ist. Es ist also keine endgültige Heilung möglich, wenn nicht gleichzeitig mit dem kranken Organ auch die schwache oder kranke oder behinderte Seele in Betracht gezogen wird.
Ein Organ behandeln oder heilen ist medizinisches Handwerk, sicher notwendig und nicht zu unterschätzen in seinem stets zunehmenden Fortschritt, aber es ist Stückwerk und oft nur zum Schein von Erfolg, da die Ursachen geblieben sind und anderweitig ihre Zerstörung oder doch Schädigung fortsetzen.
Jeder Arzt, der ein Organ behandelt, muss daher auch Seelenarzt sein, will er wahrhaft Erfolg bringen und über den reinen Handwerker hinauswachsen.
V 104.5
Ich sagte schon zu Beginn und in den ersten Kapiteln meiner Schriften, dass jede Krankheit ihren Sitz in der Seele hat und kranke Organe nur in Verbindung mit der Psyche des Menschen behandelt werden sollen.
V 105.6
Die Frage, die der Arzt zu stellen hat, bevor er mit seiner Therapie beginnt, muss lauten: Warum ist der Mensch krank und welches Verhalten beeinträchtigt gerade dieses oder jenes Organ?
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Verwendete Textstellen aus Mediale Schriften, Dr. Karl Nowotny, Band I-VI
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I 81.5, 124.3ff / II 177.3ff / V 104.5, 105.6
I 81.5 Satz vervollständigt, dadurch I 81.5f