EGOISMUS
I 190.2
Egoismus und Altruismus sind zwei Begriffe, die nicht schwer auseinanderzuhalten sind:
Egoismus ist leicht zu erklären und zu erkennen.
III 102.3
Egoismus ist der grösste Fehler oder Irrtum, der die Heranbildung eines selbstlosen und hilfsbereiten Menschen verhindert.
I 190.2f
Er ist auch die Missachtung des Alls, des unendlich Guten. Mittelpunkt das eigene Ich, rücksichtslos nur auf materiellen Vorteil bedacht. Es ist im Jenseits ein Begriff, der nur minder entwickelten Seelen zu eigen ist. In höheren Sphären mit dem Blick nach oben, kann Egoismus nicht mehr bestehen, denn er wäre ein grosses Hindernis für den Fortschritt.
Hier gibt es nur eine Einstellung zur Gemeinschaft, zur gesamten Menschheit, eine Betrachtungsweise, die über alle eigenen Vorteile und Erfolgswünsche hinaushebt. Das ist - möchte ich sagen - auch die höhere Warte, auf der wir hier stehen. Das Schicksal des einzelnen ist so unbedeutend, wie es ein Irdischer sich kaum vorstellen oder verstehen kann. So wie man im Leben schon erkannt hat, dass das höchste Ziel des irdischen Daseins die Hilfsbereitschaft für die leidende Menschheit ist und man das Schönste empfindet, wenn man seine Kräfte zum Wohle der Allgemeinheit gebraucht, so ist hier in viel höherem und reinerem Masse die Freude am Dienen für andere vorhanden.
III 162.8
Altruismus darf aber nicht etwa zur Selbstverleugnung führen, denn ohne einen gesunden Egoismus, einer Achtung vor der eigenen Person kann kein Mensch im Sinne des Fortschritts leben.
III 164.1
Egoismus ist immer dann erlaubt und erforderlich, wenn es um die Erhaltung des Lebens, um die Pflege der Persönlichkeit, um Förderung des geistigen Standards und um die Verfolgung von Zielen geht, die einer Berufung entsprechen und die besondere Werte zur Grundlage haben. In diesen Belangen darf nicht Verzicht geleistet werden, wenn auch das Milieu andere Forderungen aufstellt und einen Weg zu beschreiten zwingen will, der weit unter dem geistigen Niveau eines Menschen liegt, der zu Höherem prädestiniert scheint und es selbst auch fühlt. Vernachlässigung der eigenen Persönlichkeit, das heisst Missachtung von Fähigkeiten aus Bequemlichkeit, ist ein Fehler, der böse Folgen und Stillstand in geistiger Entwicklung bedeutet. Unter dem Vorwand, der Gemeinschaft dienen zu wollen in bequemen Aufgaben, die zu lösen keine besonderen Qualitäten erfordern, ist keineswegs Altruismus, sondern im Gegenteil Selbstsucht und mangelndes Verantwortungsgefühl. Freilich sind die Menschen leicht geneigt, auch solche Leistungen als Opfer oder Hingabe zu bezeichnen, da sie nicht feststellen können, wie weit die Fähigkeiten über das primitive Gebaren hinausreichen.
III 168.1
Wir haben also zum Ersten von Egoismus und Altruismus gesprochen als den Fundamenten der gesunden Lebensauffassung. Nehmen wir also an, ein Mensch habe das vorbildliche Gleichgewicht zwischen diesen Eigenschaften erkannt und ist bestrebt, sie in seinem Leben zu verwirklichen. Es wird ihm sicher nicht schwer fallen, da ein guter Wille stets zum Ziele führt und nur zu diesem führen kann. Es geht ja nicht um materielle Dinge, deren Besitz errungen werden soll, sondern um geistige Werte, die einem nichts und niemand streitig machen kann. Das ist es überhaupt, was bei allen Überlegungen in dieser Richtung beachtet werden muss. Alles, was erreicht werden soll ist im Menschen selbst, in seiner Seele und seinem Geistwesen zu begründen oder zu verfolgen, soll die hohe Reife erreicht werden, die zu einem höheren Leben berechtigt.
Zur Übersicht
Verwendete Textstellen aus Mediale Schriften, Dr. Karl Nowotny, Band I-VI
Verlinkung an die betreffenden Textstellen
nur bei berechtigten Zugang zum Buchinhalt!
Verwendete Textstellen aus Mediale Schriften, Dr. Karl Nowotny, Band I-VI
I 190.2f / III 102.3, 162.8, 164.1, 168.1