Sucht
VI 49.6ff
Damit sind wir bei dem Thema der Süchte. Kurz gesagt: Sucht ist Zwang, und den erzeugt kein Mensch aus eigenem freien Willen.
Der Mensch kann sich zwingen, etwas zu tun, d. h. sich überwinden, einer Notwendigkeit gerecht zu werden, etwas zu vollführen, wovon er weiss, dass es getan werden muss, nicht aber gegen seinen Willen in dem Gefühl einer stärkeren Kraft sich nicht widersetzen zu können.
Die Verursachung geht wohl auf einen Zustand zurück, der von Schwäche, Flucht vor der Realität, Müdigkeit oder Trauer gekennzeichnet ist. Damit aber zieht der Mensch die Kräfte an, die ihn dann zu ständiger Wiederholung zwingen, die er als solche aber nicht erkennt und daher glaubt, sich nicht wehren zu können.
Wohl gibt es Menschen, die Freude finden an dem Getriebenwerden und sich gerne widerstandslos dem hingeben.
Vielfach aber bringt es solche bedauernswerte Menschen zur Verzweiflung und sie ergeben sich diesem Bösen, bis sie zum Selbstmord getrieben werden.
VI 51.2ff
Ich habe schon davon gesprochen, dass in einer Einrichtung nach meinen Vorstellungen nur Menschen Aufnahme finden dürfen, die aus eigenem freien Willen Befreiung von ihren Störungen suchen. Das trifft in besonderem Masse auf Süchtige zu, die bereit sein müssen, selbst alle Kräfte aufzuwenden, dagegen anzukämpfen, Verzicht zu leisten und sich ein neues Lebensbild zu schaffen. Wir haben schon in manchen Fällen helfen können und es hat sich gezeigt, dass z. B. ein Alkoholiker, der von einer fremden Kraft dazu getrieben war, wohl wusste, dass er getrieben war, aber trotzdem das Übel als von seinem eigenen Willen getragen annahm.
Manch einer empfindet Widerwillen und Ekel vor dem Übermass des Genusses, hält es aber doch nur für eine schlechte Eigenschaft, eine Schwäche, die ihre Ursache im eigenen Charakter hat und eben ertragen werden müsse.
Wird man erst dazu bereit sein anzuerkennen, dass ein solcher Mensch jedem andern ebenbürtig ist und ebensolche Achtung und Beachtung verdient, dann wird auch ein solches Leiden - denn als das muss man es verstehen - in vielen Fällen beseitigt werden können und Anstalten, die zur Entwöhnung vorgesehen sind, andere Erfolge verzeichnen können als bisher.
Sucht wird, wie ich schon sagte, nicht vom Menschen selbst erzeugt.
In diesen Fällen sind es nicht nur die negativen Kräfte aus dem geistigen Bereich, die unsere Wünsche und Begierden ins Unermessliche steigern können, sondern Geistwesen, die ihre Gewohnheiten noch im Irdischen fortsetzen wollen und sich dazu an diejenigen hängen, die ihnen im Leben am nächsten standen, oder selbst eine Neigung zu solchem Genuss erkennen lassen und sei es auch nur in massvollen Grenzen.
Auch das besessenmachende Geistwesen muss nicht das Übermass wollen, es erkennt nur immer wieder, dass der irdische Mensch ihm, wenn er noch so intensiv von ihm Besitz ergreift, den Genuss nicht bieten kann.
Er versucht es aber immer wieder, ist unbefriedigt und erzeugt dadurch im lebenden Menschen grösstes Unbehagen.
Es gibt eben Geistwesen, die noch lange nach dem Abschied an die Materie gebunden sind, ohne sie in unserem Sinn nutzen zu können, die aus den verschiedensten Gründen den Eingang in die rein geistige Sphäre nicht finden können oder auch nicht wollen, weil sie vorzeitig aus dem Leben gegangen sind oder glauben, hier noch wirken oder auch geniessen zu können.
I 71.3
Ein Mensch, der einer Besessenheit verfallen ist, wird auf Befragen oder oft schon von selbst erklären, er habe es ja gar nicht tun wollen, was ihm zur Last gelegt wird; er habe es einfach tun müssen und sich nicht dagegen wehren können. Sehr viele Süchte und Verbrechen kommen auf diese Weise zustande und es ist ganz verkehrt, einen Menschen wegen eines solchen Verbrechens zu bestrafen, da er nur sehr krank im irdischen Sinn, nicht aber verdorben und schlecht ist.
IV 146.3
Der irdische Mensch erkennt nicht leicht den störenden Einfluss, besonders dann, wenn er sich nur in einer Depression äussert oder in einer Sucht zum Ausdruck kommt.
IV 155.3
Anders liegen die Dinge bei denjenigen, die bewusst Einfluss empfangen und sich über das Woher und War-um keine Gedanken machen. Ein grosser Dichter zum Beispiel erkennt, dass das, was er schreibt, nicht aus seinem Wissen, aus eigenem Geist und eigener Psyche stammen kann. Er öffnet sich den jenseitigen Kräften, ohne eigene Gedanken zu mobilisieren, lässt sich treiben und gerät in eine Passivität in allen Lebenslagen, die nicht nur dem für seine Dichtung zuständigen Helfer aus dem Jenseits, sondern auch anderen Geistwesen Tür und Tor öffnet. Besessenheit in mancher Form kann dann die Folge sein.
Mancher mag dadurch grösseren Künstlern - ich meine das aus irdischer Sicht - die Möglichkeit geben, sich zu manifestieren, oft aber sind es Geistwesen, die, der Schwäche des menschlichen Wesens Rechnung tragend oder die Güte und Weichheit nützend, sich der Seele und des Geistes - ich meine damit die geistige Tätigkeit - bemächtigen und Sucht oder Depression in mannigfacher Form bewirken.
II 159.3f
Erkrankungen sind es also wohl im wahrsten Sinn des Wortes nicht, es sind Belastungen durch andere kranke Seelen und wird nach ihrer Entfernung völlige Heilung erreicht. Wie man sieht, ist es sogar leichter, solche psychisch leidende Menschen zu heilen als diejenigen, die gegen ihre eigenen Fehlhaltungen und Irrtümer kämpfen müssen. Lassen wir uns aber nicht verleiten, die Dinge zu bagatellisieren, denn es ist wohl leicht, die Wirkung zu erkennen, wenn man richtige Wege eingeschlagen hat. Die Schwierigkeit liegt aber für den irdischen Arzt darin, dass er nicht wie wir die fremden Geistwesen sehen kann, die sich eines irdischen Menschen bedienen, um ihren Süchten zu frönen.
II 161.4ff
Dem irdischen Partner gegenüber gibt es aber Worte und Taten, die den Kummer beheben können, es ist ein - ich möchte sagen - sichtbarer Schmerz. Anders der Kummer eines abgeschiedenen Geistes. Solche mediale Menschen müssen lernen, die verirrten oder noch irrenden Geistwesen Abgeschiedener auf den rechten Weg zu lenken, ihnen durch gute Worte und liebevolles Zureden klarzumachen versuchen, dass sie nun in einem anderen Reich leben und dass sie nichts erreichen können, wenn sie sich weiterhin an sie klammern. Anders ist es mit süchtigen Seelen. Für sie braucht es schon ein energisches Eingreifen, um sie abzuweisen - und nicht selten kehren sie wieder, wenn sie auch schon zum Verlassen des fremden materiellen Körpers gezwungen wurden.
Ich habe schon an verschiedenen Stellen darauf hingewiesen, dass es Mittel gibt, um besessen machende Geister auszutreiben und dass neben der Stärkung des eigenen Willens, ich meine den Willen des Besessenen, auch mechanische Einflüsse, wie Elektrizität - Erfolg bringen können.
Zur Übersicht
Verwendete Textstellen aus Mediale Schriften, Dr. Karl Nowotny, Band I-VI
Verlinkung an die betreffenden Textstellen
nur bei berechtigten Zugang zum Buchinhalt!
Verwendete Textstellen aus Mediale Schriften, Dr. Karl Nowotny, Band I-VI
I 71.3 II 160.1, 161.4f IV 146.3, 155.3 VI 49.6ff, 51.2ff
II 160.1 ist II 159.3f
II 161.4f ist II 161.4ff